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Keramikherstellung in Alt-Peru
Im Gegensatz zum zirkumkaribischen Areal und zu Amazonien, wo früheste Keramikzeugnisse bereits im späten 6. bzw. 5. Jahrtausend v. Chr. auftreten, datieren die frühesten Keramikfunde aus Peru in die Zeit um 1800 v. Chr. Ähnlich wie Keramikerzeugnisse aus anderen Teilen des präkolumbischen Amerikas, sind die meisten altperuanischen Keramikprodukte ohne Töpferscheibe hergestellt worden. Eine Vorform der Töpferscheibe, die aus einer flachen Unterlage aus Ton, Stein oder Holz bestand, ermöglichte es allerdings, die zu fertigende Ware langsam auf dem Boden zu drehen.
Für die Herstellung von Gefäßen ohne Töpferscheibe wurden unterschiedliche Techniken entwickelt, deren bekannteste die sogenannte „Spiralwulsttechnik“ ist. Hierbei wurde zunächst der Gefäßboden aus einem Stück Ton geformt. Anschließend stellte man durch das Rollen von Ton zwischen den Händen oder auf einer Unterlage Wülste her, aus denen die Gefäßwände aufgebaut wurden. Nachdem die Wülste mit einem flachen, harten Gegenstand zu einer ebenen Fläche verstrichen worden waren, konnten Ausgüsse und Verzierungen angebracht werden. Mit einem feuchten Tuch oder Leder wurde der Ton anschließend glatt gerieben und mit einem Knochen oder einem glatten Stein poliert.
Neben der „Spiralwulsttechnik“ fand auch die „Schaufel-und-Amboß-Technik“ bei der Herstellung von Keramikgefäßen Verwendung. Hierbei wurde der untere Teil des Gefäßes durch Aufmodellieren von Ton auf einen anderen Topf hergestellt. Um anschließend die Gefäßwände aufbauen zu können, gab man weiteren Ton auf den bereits geformten unteren Teil des Gefäßes und klopfte diesen mit einer hölzernen Schaufel fest. Ein glatter Stein, der sogenannte Amboß, diente dabei als Stabilisierungswerkzeug und half dabei, die Gefäßwand in die gewünschte Form zu bringen.
Speziell in der Massenproduktion von Keramikgefäßen fanden immer wieder Modeln Verwendung, die die Herstellung von großen Mengen gleichartiger Gefäße ermöglichten. Als Modeln wurden zweiteilige Formen aus Keramik verwendet, in die der frische Ton eingedrückt wurde. War dieser ein wenig getrocknet, ließen sich die jeweiligen Gefäßhälften problemlos aus den Formen entfernen und aneinander setzen. Auch wenn die Nähte anschließend meist verschmiert wurden, lassen sie sich bei manchen Gefäßen noch erkennen.
Verzierungen konnten sowohl vor als auch nach dem Brennvorgang angebracht werden. Ungebrannter Ton wurde meist mit plastischen Applikationen, Ritzverzierungen, mit mittels Stempeln aufgebrachten Mustern oder Bemalungen verziert. Einige Kulturen tauchten ihre Gefäße vor dem Brennen in eine glasurähnliche Flüssigkeit und erzielten dadurch eine dunklere Oberfläche. Mit Hilfe von Wachs, an dem die Glasur nicht haften blieb und das während des Brennvorgangs schmolz, konnten unterschiedliche Schattierungen auf der Gefäßoberfläche erzeugt werden.
War der Ton ausreichend getrocknet, wurden die Gefäße in offenen Gruben gebrannt. Reisig, Schilfrohr und Lamamist dienten als Brennmaterialien und ermöglichten Temperaturen, die fast 1000 Grad Celsius erreichten. Die Regulierung der Luftzufuhr während des Brennvorgangs ermöglichte es, die Farbe des Tons von vornherein zu beeinflussen. Während beim oxidierenden Brennvorgang die Zufuhr von viel Sauerstoff dazu führte, daß die Gefäße eine gelbe bis rote Grundfarbe erhielten, ergab sich beim reduzierenden Brennvorgang durch die geringe Sauerstoffzufuhr eine starke Rauchentwicklung, durch die die Gefäße einen grauen bis schwarzen Grundton erhielten.
Waren die Gefäße vor dem Brand noch nicht verziert worden, wurden sie in den meisten Fällen nach dem Brand bemalt. Aus pflanzlichen oder mineralischen Stoffen wurde eine Vielfalt an unterschiedlichen Farbtönen hergestellt, deren Palette von schwarz und braun über rot und gelb bis hin zu verschiedenen Weißtönen reichte. Selbst blaue und grüne Farbstoffe wurden hergestellt und mit Pinseln aus Wildschweinborsten aufgetragen. Einige Gefäße weisen eine Bemalung mit bis zu dreizehn Farben auf. In einigen Gegenden wurde die Farbe sogar mit geronnenem Harz vermischt, wodurch eine besonders dicke Schicht entstand. Mit einer schützenden Glasur wurden die Gefäße allerdings nicht überzogen.
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