Staatliche Museen Kassel   
Katalog der altperuanischen Keramik



  Moche-Kultur >> Steigbügelgefäß




 

 


Steigbügelgefäß
Material: Keramik
Maße:
Höhe: 24,8 cm
Durchmesser: Boden 11 cm
Durchmesser: Öffnung 2,1 cm
Durchmesser: maximal 13,6 cm
Datierung:
Moche-Kultur, Frühe Zwischenperiode
100 v. Chr. - 600 n. Chr.
Herkunft: Peru (Südamerika)
Inv.-Nr.: Am S 54

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Das Gefäß ist oxidierend gebrannt und besitzt einen steigbügelförmigen Ausguß, dessen Hals abgebrochen ist. Steigbügelförmige Ausgüsse sind ein charakteristisches Merkmal der Keramik der nördlichen Küste Perus. Seit der Chavín-Kultur (900-200 v. Chr.) haben fast alle nachfolgenden Kulturen dieser Region Gefäße mit steigbügelförmigen Ausgüssen hergestellt.

Das vorliegende Gefäß ist vollständig mit einem cremefarbenen Überzug versehen, der als Grundlage für weitere Verzierungen in dunkelroter Farbe dient. Der Gefäßhals ist mit einer plastischen Darstellung geschmückt, die einen nackten Mann mit schmerzverzerrtem Gesicht zeigt, der an den Gefäßhals gefesselt ist und von Geiern angegriffen wird. Wahrscheinlich handelt es sich um einen gefolterten Kriegsgefangenen, dem zum Zeichen der Erniedrigung die Kleidung weggenommen wurde. Auf dem Bauch des Gefäßes wird die Szene in roter Farbe noch einmal nachgezeichnet. Hier haben die Vögel den Gefangenen bereits in seine Einzelteile zerlegt.

Militärische Szenen auf Fresken und Keramikgefäßen deuten darauf hin, daß die Moche ein kriegerisches Volk waren, das seine Kriegsgefangenen den Göttern opferte. Die rituellen Tötungen dienten dazu, die Götter mit Blut zu versorgen, sie dadurch günstig zu stimmen und auf diese Weise Reichtum und Macht der Moche-Bevölkerung zu sichern. Möglicherweise führten die Moche jedoch auch rituelle Tötungen innerhalb der eigenen Bevölkerung durch, um den Bedarf an Menschenopfern zu sichern.

Gefangene waren jedoch nicht die Einzigen, die eine grausame Behandlung zu erleiden hatten. Auch Mißachtungen von Gesetzen und Regeln durch die Bevölkerung wurden mit zum Teil schweren körperlichen Bestrafungen geahndet.


Keramikherstellung in Alt-Peru


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